Familienfreundlichkeit hat in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen – denn viele Arbeitnehmer möchten und müssen sich nicht mehr zwischen Familie oder Karriere entscheiden. Insbesondere für Unternehmen ist Familienfreundlichkeit zu einem wichtigen Faktor geworden, um die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen.
Um hochqualifizierte Kräfte für sich zu gewinnen und Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden, setzen darum immer mehr Arbeitgeber gezielt auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen und ermöglichen ihren Mitarbeitern auf diese Weise, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Auch Sie wünschen sich familienfreundlichere Bedingungen in Ihrem Job? Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten es gibt, mit denen auch in Ihrem Unternehmen die Familienfreundlichkeit gezielt gefördert werden kann!
Laut einer Umfrage auf Statista ist Familienfreundlichkeit nach dem Betriebsklima der zweitwichtigste Faktor für Arbeitgeberattraktivität. Damit ist bereits zu erkennen, dass familienfreundliche bzw. lebensphasenorientierte Personalpolitik auch in Zukunft immer wichtiger werden wird. Doch familienfreundliche Arbeitsbedingungen lohnen sich nicht nur für Sie als Arbeitnehmer – auch Unternehmen profitieren hiervon!
Egal, ob kleines, mittelständisches oder Großunternehmen – die Förderung von Familienfreundlichkeit lohnt sich für Arbeitgeber in vielerlei Hinsicht:
Die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen ist nicht nur ein Schritt zur Verbesserung von Familienfreundlichkeit, sondern darüber hinaus für alle Beschäftigten interessant. Zeitsouveränität und die Planbarkeit der Arbeitszeit gehören zu den wichtigsten Faktoren, um Familie und Beruf vereinbaren zu können.
Teilzeitarbeit
Relevant sind hier vor allem Teilzeitarbeitsmodelle, die je nach familiärer Situation der Mitarbeiter individuell angepasst werden können. Außerdem gehören zudem Vertrauensarbeitszeit und damit auch Gleitzeit sowie flexible Endzeiten zur Umsetzung einer familienfreundlichen Strategie. Auch bei bestehenden Servicezeiten, die strikt eingehalten werden müssen, können solche Modelle funktionieren. Hier liegt es in der Eigenverantwortung der einzelnen Teams, diese Zeiten einzuhalten.
Grundsätzlich gilt für jegliche Teilzeitmodelle auch: Der Aus- und Wiedereinstieg sollte klar geregelt sein. Entscheiden Sie oder Ihre Mitarbeiter sich dafür, in Elternzeit zu gehen, muss unternehmensseitig die Stellvertretung und Vorbereitung auf den Wiedereinstieg geregelt sein. Rückkehrgespräche und die Möglichkeit, auch während der Elternzeit berufliche Qualifizierungsmaßnahmen in Anspruch nehmen zu können, lohnen sich für Arbeitnehmer und -geber. Daneben sollten Mitarbeiter sich stets dafür entscheiden können, von Voll- auf Teilzeit und wieder zurück zu wechseln – auch über nachträgliche Aufstockung der Stunden. Wird den Arbeitnehmern auf diese Weise der Weg zurück in den Beruf erleichtert, profitieren beide Seiten optimal von dem Potential der Familienfreundlichkeit.
Langzeitarbeitskonten
Darüber hinaus tragen auch Langfristarbeitszeitkonten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Über ein solches Langzeitkonto können Mitarbeiter die Arbeitszeit von Überstunden und nicht genommener Urlaubstage über einen langen Zeitraum sparen und diese bei Bedarf, z. B. bei familiären Notfällen oder für ein Sabbatical, „einlösen“. In Abstimmung mit dem Arbeitgeber können auf diese Weise auch Einkommensausfälle in Phasen mit Teilzeitarbeit abgefedert werden. Insbesondere für berufliche Qualifizierungsphasen sind solche Langzeitkonten für Arbeitnehmer interessant.
Zusammengefasst bieten also u.a. folgende Arbeitszeitmodelle die Möglichkeit zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit:
Neben verschiedenen Arbeitszeitmodellen lässt sich Familienfreundlichkeit jedoch auch mit Anpassungen in der Arbeitsorganisation verbessern. Wie bei so vielem hat die abgestimmte Organisation im Team und der Abteilung einen großen Einfluss darauf, wie gut sich Beruf und Familie vereinbaren lassen. Damit können auch Sie als Arbeitnehmer einen direkten Einfluss auf die Familienfreundlichkeit an Ihrem Arbeitsplatz haben.
Organisation im Team
Wird die Arbeit im Team gut abgesprochen und funktioniert, ist es für alle Teammitglieder einfacher, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen. Eine sinnvolle Verbesserung besteht beispielsweise darin, die Besprechungszeiten und Meetings mit den regulären Öffnungs- und Betreuungszeiten von Kindergärten etc. abzustimmen, da Meetings am späten Nachmittag für Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten oder grundsätzlich an Öffnungszeiten gebunden sind, nur schwer eingeplant werden können.
Aufgaben sinnvoll strukturieren
Auch die strukturierte Aufteilung von Aufträgen und Projekten kann zur Entstehung die Familienfreundlichkeit im Arbeitsumfeld stärken. Hierzu gehört auch eine nachvollziehbare Dokumentation, mit der sich Arbeitskollegen schneller in Ihre Aufgaben einarbeiten können. Dies ist äußerst hilfreich, wenn ein Mitarbeiter kurzfristig vertreten werden muss.
Neue Arbeitsmodelle nutzen
Neue Arbeitsmodelle, wie beispielsweise das der Teilzeit-Führungskraft oder Jobsharing, bei dem sich zwei Mitarbeiter in Teilzeit eine (Führungs-)Postition teilen, kann die Familienfreundlichkeit in Ihrem Unternehmen stärken. Stimmt die Organisation untereinander, können solche Modelle eine großartige Chance sein – und das nicht nur für Eltern.
Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer können bereits bei der Organisation ihrer Arbeit ansetzen, um ein familiengerechtes Umfeld zu schaffen. Wichtig sind hier insbesondere folgende Punkte:
In mehr und mehr Unternehmen führt die Digitalisierung zur Entkopplung der Arbeitszeit vom Arbeitsort und ermöglicht auf diese Weise die Entstehung neuer Arbeitsmodelle. So lässt sich der Arbeitsort mittlerweile flexibel wählen: Je nach Branche und Tätigkeit ist es für Sie oder Ihre Mitarbeiter möglich, einen Teil der Arbeitszeit im Home-Office oder Telearbeit zu verbringen. So können Sie oder Ihre Mitarbeiter sich lange Anfahrtswege sparen und motivierter sowie produktiver arbeiten.
Familienfreundlichkeit als Unternehmenskultur
Doch noch immer herrscht in vielen Unternehmen eine starke Präsenzkultur – als Arbeitgeber oder Führungskraft sollten Sie daher darauf achten, dass Ihre Mitarbeiter pünktlich Feierabend machen. Hiermit signalisieren Sie zudem, dass Sie die Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ernst nehmen.
Spielraum auf der Arbeit
Außerdem können Sie mit Eltern-Kind-Arbeitsplätzen für ein familienfreundliches Arbeitsumfeld sorgen. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern mit dem Einrichten von Eltern-Kind-Büros die Möglichkeit, Kinder in Notfällen nach Absprache mit zur Arbeit bringen zu können. So lassen sich ungeplante Fehlzeiten leicht verhindern.
Wie bereits bei den Arbeitszeitmodellen können Unternehmen eine familienbewusste Betriebskultur auch mit der Flexibilisierung des Arbeitsortes stärken:
Neben den bisher genannten Unterstützungsmöglichkeiten, die die Familienfreundlichkeit im Unternehmen verbessern können, haben Arbeitgeber jedoch auch die Möglichkeit, Familien die Betreuung auf andere Weise zu erleichtern.
Betriebsinterne Betreuung
Die Einrichtung von Eltern-Kind-Arbeitsplätzen ist dabei nur eine von vielen Möglichkeiten. Ist Ihr Unternehmen groß genug und gibt es genügend Mitarbeiterkinder, kann die Eröffnung einer betriebseigenen Kita oder Ferienbetreuung lohnenswert sein. Hierbei besteht auch die Möglichkeit, eine Kindertagesstätte gemeinsam mit benachbarten Unternehmen zu eröffnen und die Familienfreundlichkeit an einem breiteren Standort gemeinsam zu verbessern.
Betreuungskontingente und Zuschüsse
Kann oder soll die Betreuung am direkten Arbeitsplatz nicht realisiert werden, können Unternehmen ihre Mitarbeiter selbstverständlich auch bei der Suche nach Betreuungsplätzen unterstützen. Dies kann in Form von Kooperationen geschehen, bei denen Belegplätze für die Kinder der Mitarbeiter bei bereits bestehenden Einrichtungen oder Tagesmüttern reserviert werden. Besonders, wenn es in Ihrem Unternehmen nur wenige Mitarbeiter mit Kindern gibt, kann diese Lösung sinnvoll sein. Darüber hinaus stärkt auch die Bezuschussung der Kinderbetreuung die Familienfreundlichkeit im Betrieb enorm.
Kinderbetreuung ist nicht genug
Da es bei Familienfreundlichkeit nicht nur darum geht, Eltern mit Kindern zu unterstützen, sondern auch Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen, sollten Unternehmen auch Pflegeangebote einbringen. Arbeitnehmer, die ein Familienmitglied pflegen müssen, haben es sehr schwer, denn Pflegekosten sind teuer und Pflegeplätze sowie Pflegepersonal rar. Unterstützen können Unternehmen hier, indem den Mitarbeitern der Zugang zu kompetenten Beratungsangeboten und zu spezialisierten Dienstleistern gewährt wird. Wie bei der Kinderbetreuung können Unternehmen hier betriebsinterne Angebote anbieten oder mit externen Dienstleistern kooperieren.
Somit kann Familienfreundlichkeit auf ganz vielfältige Weise im Unternehmen eingebracht und gestärkt werden. Als Arbeitgeber ist es daher sinnvoll, nicht nur im Bereich der Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort zu agieren, sondern Familienfreundlichkeit auch über andere Wege zu fördern:
Sie wünschen sich als Arbeitnehmer familienfreundliche(-re) Arbeitsbedingungen? Kommunikation ist hier der Schlüssel! Zeigen Sie Ihrem Arbeitgeber auf, welche Chancen die Förderung von Familienfreundlichkeit birgt und bringen sich selbst aktiv und kooperativ ein. Liefern Sie konkrete Vorschläge zur Umsetzung und zeigen Sie Ihr Entgegenkommen.
Auch als Arbeitgeber reicht es nicht, einfach alle genannten Möglichkeiten unbedingt umzusetzen. Erkundigen Sie sich bei Ihren Mitarbeitern nach deren Bedürfnissen – welche Maßnahmen sind überhaupt sinnvoll? Besonders das Konzept der lebensphasenorientierten Personalpolitik macht deutlich, dass die arbeitnehmerseitigen Anforderungen stark variieren können. Es ist daher wichtig, dass individuell passende Lösungen gefunden werden. Um mehr über die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Mitarbeiter zu erfahren, eignet sich beispielsweise eine Mitarbeiterbefragung.
Haben Sie oder Ihr Unternehmen sich dazu entschieden, familienfreundliche Konzepte umzusetzen, ist das toll – nützt jedoch nur wenig, wenn Sie oder Ihre Mitarbeiter nicht darüber in Kenntnis gesetzt werden. Es ist daher ebenfalls äußerst wichtig, dass Arbeitnehmer wissen, welche Möglichkeiten ihnen an ihrem Arbeitsplatz offen stehen. Information ist daher das A und O!
Dabei gibt es unterschiedliche Informationswege, die Unternehmen nutzen können, um ihre Mitarbeiter mit Informationen zu innerbetrieblichen Angeboten zu versorgen:
Doch die beste Strategie nutzt wenig, wenn bestimmte Grundvoraussetzungen nicht gegeben sind:
Sollen familienfreundliche Maßnahmen und Konzepte erfolgreich umgesetzt werden, ist es wichtig, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer am selben Strang ziehen. Die beste Strategie wird scheitern, wenn Ihre Führungskraft es insgeheim doch nicht gerne sieht, wenn Sie die Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit in Anspruch nehmen oder sich nicht auf Kompromisse einlässt. Darum ist es wichtig, dass alle Beteiligten einander entgegenkommen und Lösungen gefunden werden, die sowohl den Mitarbeitern als auch dem Unternehmen gerecht werden.
Sie wollen den Faktor Familienfreundlichkeit in Ihrem Unternehmen verbessern? Mit dieser Checkliste wird es Ihnen garantiert gelingen: