Für viele Bewerberinnen und Bewerber gleicht das so lang ersehnte Vorstellungsgespräch einem Kreuzverhör. Fragen zum Werdegang, der Persönlichkeit und Zukunftsplänen lassen den Stresspegel ansteigen. Doch das Vorstellungsgespräch ist keine Einbahnstraße: Jedem Bewerber und jeder Bewerberin bietet sich die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen. Wer auf diese Option nicht vorbereitet ist, signalisiert dem potenziellen Arbeitgeber Desinteresse und Passivität – auch, wenn dem gar nicht so ist. Wer sich während des Vorstellungsgesprächs also nicht nur ausfragen lässt, sondern mit durchdachten Fragen aufwarten kann, steigert seine Jobchancen.
Wir haben über 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – dementsprechend haben wir wirklich viel Erfahrung im Führen von Vorstellungsgesprächen. Wir finden es wichtig, dass wir Sie in einer ruhigen Atmosphäre kennenlernen. Wir verlangen deshalb auch nicht, dass Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt wie auf Knopfdruck besonders kluge Fragen an uns haben. Von „Schablonen“ bei Bewerbungsgesprächen halten wir nichts. Ein ideales Kennenlernen nach einer Bewerbung ist unserer Meinung nach ein Gespräch, in dem beide Seiten ihre Erwartungen und Wünsche formulieren. Natürlich können Sie uns danach auch noch mit Ihren Fragen löchern – wenn sich aber schon alles geklärt hat, dann ist das für uns sicher kein Minuspunkt. Ihre Antwort auf „Haben Sie noch Fragen an uns“ kann deshalb gerne auch lauten: „Ach, nein. Ich habe ein paar Fragen zur Stellenbeschreibung mitgebacht, aber ehrlich gesagt haben wir schon alles geklärt. Falls mir noch etwas einfällt, melde ich mich.“
Aus Erfahrung wissen wir jedoch, dass dieses Thema viele Bewerberinnen und Bewerber beschäftigt und Bewerbungsgespräche mit einem festgelegten Ablauf oft noch gang und gäbe sind. Deshalb gibt es nachfolgend unsere kleine Hilfestellung.
Einen Großteil des Gesprächs stehen Sie als Bewerber im Mittelpunkt des Geschehens. Zunächst sollten Sie daher Ihrem Gegenüber Rede und Antwort stehen. In Bezug auf Zwischen- oder Gegenfragen ist also Zurückhaltung geboten. Dennoch können Verständnisfragen gerne auch sofort gestellt werden, besonders, wenn die Atmosphäre locker ist und das Treffen eher einem Gespräch gleicht. Meist wird Ihnen aber gegen Ende des Bewerbungsgesprächs noch einmal gesondert die Möglichkeit gegeben, eigene Fragen zu stellen. Hier sollten Sie gut gewappnet sein! Übrigens: Auch Smalltalk kann im Bewerbungsgespräch eine Rolle spielen.
Konzentrieren Sie sich auf für Sie relevante Inhalte, die während des Gesprächs mit dem potentiellen Vorgesetzten nicht aufgegriffen wurden. Im besten Fall stellen Sie tiefergehende Fragen, die sich konkret auf bestimmte Tätigkeiten oder Fortbildungen beziehen. Der Fokus sollte beispielsweise auf den thematischen Schwerpunkten einer Weiterbildung liegen und nicht auf der Häufigkeit oder Dauer. Ihre Rückfragen dürfen durchaus kritisch, jedoch niemals drohend sein. Diplomatie ist Ihnen während der gesamten Interviewsituation ein guter Berater.
Ihre Fragen überlegen Sie sich bestenfalls bereits zu Hause. Detaillierte Informationen können Sie aus der Unternehmenshomepage, Bewertungsportalen und der Stellenbeschreibung generieren. So vermeiden Sie oberflächliche Nachfragen zur Mitarbeiter- oder Standortzahl des Unternehmens – dazu später mehr. Weitere Inspirationen für gezielte Nachfragen können Ihre eigenen Wünsche sein. Priorisieren Sie, welche Kriterien Ihnen im neuen Job besonders wichtig sind. In dieser Reihenfolge sollten Sie Ihre Rückfragen stellen.
Extra-Tipps: In der Gesprächssituation sind drei bis vier Fragen legitim, es schadet trotzdem nicht, weitere Fragen im Ärmel zu haben. Häufig klären sich Einzelheiten bereits im Gesprächsverlauf, neue Themengebiete tun sich auf. Seien Sie also flexibel, souverän und spontan. Vermeiden Sie außerdem Ja-/Nein-Fragen.
Gute Fragen ergeben sich häufig auch während des Gesprächs. Es bietet sich also an, Notizen zu machen.
Informationen, die nur einen Internetklick entfernt sind, wirken wenig durchdacht und einfallslos. Rückfragen zu Unternehmensstandorten, Mitarbeiterzahlen und Informationen zur Branche eignen sich nicht, wenn Sie einen professionellen und interessierten Eindruck hinterlassen möchten. Weitere Tabu-Fragen:
Persönliche oder private Fragen müssen Sie als Bewerber nicht beantworten. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Personalverantwortliche. Wenn Sie also nicht vorzeitig aus dem Rennen ausscheiden möchten, sollten Sie auf Fragen zum Privatleben verzichten.
Es gibt keine dummen Fragen und trotzdem gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Für Ihr Vorstellungsgespräch sind Individualität und Kreativität gefragt. Oberflächliche, standardisierte Fragen sollten Sie in dieser Situation aus Ihrem Gedächtnis streichen. Personaler erkennen schnell, welche Bewerber tatsächlich Interesse haben. Denken Sie also positiv! Mit unserer Orientierungshilfe zum Thema „eigene Fragen im Bewerbungsgespräch“ sind Sie auf dem richtigen Weg.